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2) Ein Denar Caesars als Diktator

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Die Vorderseite der Münze zeigt einen weiblichen Kopf im Profil nach rechts blickend, der auf den zusammengebundenen Haaren einen kranzähnlichen Kopfschmuck trägt. Die Legende muss gegen den Uhrzeigersinn gelesen werden und lauten: COS•TERT und DICT•ITER. Auf der Rückseite der Münze ist eine Art Kanne oder Vase, ein größerer gebogener Stab und zwei kleinere Stäbe abgebildet. Die Legende lautet oben AUGUR, unten ONT•MAX und rechts D. Beide Seiten der Münze sind von einem Perlenkranz umgeben.

Auch ohne die Nennung eines Namens ist die Zuweisung dieser Münze in die Zeit von Caesars Alleinherrschaft zweifelsfrei:  COS•TERT (für CONSUL TERTIUM führt in das Jahr von Caesars drittem Konsulat  46 v. Chr. ,  DICT•ITER (für DICTATOR ITERUM) in die Zeit seiner zweiten Diktatur, die er im Oktober 47 v. Chr. für ein Jahr erhielt. Die Darstellung der Rückseite weist mit den dargestellten Gegenständen und der Legende auf die beiden Priesterämter Caesars.  AUGUR zeigt die Zugehörigkeit zum Kollegium der Auguren hin, in das Caesar aufgenommen wurde, die für die Erkundung und Befragung des Götterwillens durch Beobachtung der Vögel (auspicium) zuständig waren. [P]ONT•MAX steht für pontifex maximus, den Vorsitzen des Pontifikalkollegiums, des vornehmsten der Priesterkollegien in Rom. Es war verantwortlich für alle religiösen Angelegenheiten, die von anderen Priesterkollegien nicht wahrgenommen wurden, bes. die Konsultation der sibyllinischen Bücher. Die Bekleidung beider Priesterämter, die in der Republik in der Legitimation staatlicher Handlungen eine wichtige Rolle spielen, wird bei den hier behandelten Münzen  noch eine wichtige Rolle spielen (siehe Nr. 3 und Nr.5). Schließlich sollte Augustus die Zugehörigkeit zu allen Priesterkollegien für sich beanspruchen. Die Bedeutunng des D ist bisher nicht eindeutig geklärt. Es könnte z.B. für „donativum“ stehen, was eine in Geld ausbezahlte Sonderzuwendung an z.B. Soldaten war. Auch könnte es eine Stempelschneidersignatur sein, denn  die zweite Serie dieser Emission zeigt anstelle des D ein M.

Der abgebildete Kopf stellt Ceres, die Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit und die Hüterin der Ehe und Familie, dar. Auf ihrem Kopf trägt sie ihr häufigstes Attribut, nämlich die Ährenkrone bzw. den Ährenkranz. Damit wird auf ihre Bedeutung für das Getreide und Korn hingewiesen. Sie wurde besonders auf Sizilien und in der „Kornkammer Nordafrika“ verehrt, hatte aber auch einen Tempel in Rom, in der Nähe des Circus Maximus, der besonders für die Plebs von Bedeutung war. Die Abbildungen der reversen Seite stellen die Insignien der beiden Priesterämter dar. Die beiden linken sind das Weihwedel und das simpulum (Schöpfkelle für Opferwein) des Pontifex Maximus und die beiden rechts abgebildeten sind die Kanne und der lituus (zur Bezeichnung der Himmelsregionen beim Auspicium) des Auguren.
Das dritte Konsulat Caesars datiert die Münze in das Jahr 46 v. Chr. . Die Angabe der zweiten Diktatur ist in diesem Zusammenhang etwas unklar, da er ab April 46  bereits seine dritte Diktatur (für zehn Jahre) inne hatte. Die Legende könnte aber als Bezug zu den Ereignissen während seiner zweiten Diktatur verstanden werden.
Es handelt sich dabei um den Krieg in Africa zwischen Caesar und den Pompeianern. Die römische Provinz Africa, die einen Teil des heutigen Tunesiens umfasste, war während des Bürgerkrieges das „Kernland“ des  48 v. Chr. ermordeten Pompeius, und der Pompeianer. Seine Anhänger ließen im Jahr 47 v. Chr. das gesamte Getreide aus Africa in gut bewachte Städte bringen und von Legionen beschützen, womit sich fast die gesamten Getreidereserven in der Hand der Pompeianer befanden. Somit wurde aus dem Konflikt zwischen Caesar und den Pompeianern um politische Macht nun auch ein Konflikt um Getreideressourcen, die als Machtmittel benutzt wurden.
Aus diesem Grund setzte Caesar nach Africa über und besiegte schließlich die Pompeianer in der Schlacht von Munda. Im Sommer 46 v. Chr. kehrte er nach Rom zurück und bekam vom Senat die Diktatur für zehn Jahre übertragen, nachdem er vorher bereits zum dritten Mal Konsul geworden war. Ende September  46 v. Chr.  feierte Caesar in Rom einen vierfachen Triumph wegen seiner Siege in Gallien, Ägypten, seinem Sieg über Pharnakes II. und seinem Sieg in Africa.
Dies ist auch die Erklärung dafür warum die Göttin Ceres auf der Münze abgebildet ist, da die „Kornkammer Africa“, wo besonders diese Göttin eine große Rolle spielte, von Caesar zurückerobert wurde.
Obwohl die Frage nach dem Prägejahr relativ genau beantwortet werden kann und sich das Jahr aus der Verbindung zwischen Legenden und historischem Kontext ableiten lässt, ist die Frage nach dem Prägeort schwieriger und bisher nicht eindeutig geklärt (eventuell Sizilien?) . Auch das Fehlen des Namens Caesars, wie er auf anderen Emissionen erscheint, ist auffällig.


Inv.-Nr.: 2417 (3,71g, Stempelstellung 1) 
Crawford, Michael H.: Roman Republic Coinage, London 1974, Nr. 467.
Matthias Neumann

Literatur:

  • Simon, Erika: Die Götter der Römer, Darmstadt 1990, S. 43-50.

  • Will, Wolfgang: Art.: Caesar, in: Der Neue Pauly, Band 2, Stuttgart 1997,  Sp. 908-923.

  • Woytek, Bernhard: : Arma et nummi. Forschungen zur römischen Finanzgeschichte und Münzprägung der Jahre 49 bis 42 v. Chr., Wien 2003, S. 171-190 u. S. 248-253.